Profiltag an einem gegenmenschlichen Ort
Profiltag an einem gegenmenschlichen Ort

Profiltag an einem gegenmenschlichen Ort

23.10.2022

Im Herbst 2022 führte gleich zweimal eine Exkursion FG-Schülerinnen und Schüler in das Konzentrationslager Struthof bei Natzweiler, südwestlich von Straßburg. Erst fuhr die gesamte Kursstufe 2, dann folgten am 1. Profiltag die Klassen 9 A, B und C.

Das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof war 1941 als sogenanntes Straf- und Arbeitslager des nationalsozialistischen Deutschlands nahe dem Ort Natzweiler im besetzten französischen Elsass errichtet worden, etwa 55 Kilometer südwestlich von Straßburg. Es liegt acht Kilometer vom Bahnhof Rothau entfernt am Nordhang eines Vogesen-Gipfels auf etwa 700 Metern Höhe.

Mit seinem weitverzweigten Geflecht von Außenlagern erfasste das nationalsozialistische Straf- und Arbeitslager zwischen 1941 und 1944 über 50.000 Häftlinge, von denen über 20.000 an Krankheiten, Kälte und Mangelernährung, an den Folgen der Haft und der unmenschlichen Lagerbedingungen starben oder ermordet wurden.

Besuch der Gedenkstätte Natzweiler/Struthof mit den 9. Klassen
Besuch der Gedenkstätte Natzweiler/Struthof mit den 9. Klassen

An einem solchen Ort unterscheiden sich Lernende und Lehrende nicht wirklich voneinander

Herr Bamberger, der die Exkursionen in diesem Schuljahr vorbereitet hatte, konnte leider krankheitsbedingt selbst nicht teilnehmen. Die Schülerinnen und Schüler wurden von Herrn Bührer und Herrn Delvaux de Fenffe durch das Lager geführt, begleitet am Profiltag von Herrn Vogel (Praktikant), Frau Berberich (Referendarin) und Herrn Nezis.

Exkursionen nach Natzweiler stellen für Lehrerinnen und Lehrer, sowie für die Schülerinnen und Schüler eine  Herausforderung dar. Sind Schülerinnen und Schüler für eine solche Fahrt nicht grundsätzlich zu jung? Wie lässt sich eine Fahrt an einen solchen gegenmenschlichen Ort gestalten, an dem der Exkursionsort das gemeinschaftliche Erleben überschattet? Wie können Lehrkräfte einen solchen Besuch als Pflicht für einen Heranwachsenden vermitteln, ohne dass die Exkursion nur als lästiger Pflichttermin verbucht wird? Und auch: Wie lässt sich eine solche außerschulische Exkursion emotional gestalten, ohne den Besuch der Gedenkstätte nur auf das emotionale Element zu reduzieren?

Beide Exkursionen stießen bei den zahlreichen Teilnehmenden auf substanzielles Interesse, die Fragen, mit denen die Lehrkräfte konfrontiert wurden, waren nicht zu zählen. Nachdenklich begaben sich die Gruppen nach der intensiven Erkundung des Gedenkortes wieder zurück zur Schule. Es ist etwas ganz anderes, von nationalsozialistischen Verbrechen im Unterricht zu erfahren oder den vernichtenden Auswirkungen des totalitären Regimes an einem solchen gegenmenschlichen Ort physisch zu begegnen.

Gregor Delvaux de Fenffe

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